Die RSG Böblingen ist eine Institution im sportlichen Leben der Kreisstadt. 50 Jahre gibt es den Verein, dessen Vita sogar ein Olympiasieg schmückt. Einst begann alles mit ambitioniertem Radsport – inzwischen geben die Triathleten bei der RSG den Ton an.

Übernahme des Artikels aus der Böblinger Kreiszeitung mit freundlicher Genehmigung der Redaktion.

Ihre Ziele hatten die vier Frauen und 13 Männer in einem Nebenzimmer des ehemaligen Hotels und Restaurants Böblinger Haus am Fuße des Tannenbergs bereits fest im Blick, als sie am 7. Dezember 1972 einen neuen Verein zum Leben erweckten. „Die Marschrichtung ist eindeutig nach dem Leistungsprinzip ausgerichtet“, lautete in den Gründungspapieren der Radsportgemeinschaft Böblingen (RSG) das ehrgeizige Leitmotiv.

RSG Gründung 7. Dezember 1972

RSG Gründung 7. Dezember 1972, Archivbild Kreiszeitung Böblingen

50 Jahre ist das nun her – für die RSG war dies unlängst eine gute Gelegenheit, das stolze Jubiläum bei einem Weißwurstfrühstück im 1986 erbauten Vereinsheim am Böblinger Zimmerschlag gebührend zu feiern. Rund 50 Mitglieder haben aus diesem Anlass auf das halbe Jahrhundert angestoßen – schließlich liegen viele erfolgreiche Jahre hinter der RSG. „Es war ein sehr schönes Treffen – auch wenn ich viel zu viel Bier eingekauft habe“, sagt der Präsident Klaus Scheele mit einem Augenzwinkern. Sportler sind eben Sportler.

Triathleten sind in der Überhand

Was die athletische Ausrichtung des Vereins anbelangt, hat sich innerhalb der RSG längst eine Wandlung vollzogen. Bei der ehemaligen Radsportgemeinschaft sorgen inzwischen die Triathleten, 1987 von Horst Wiedenhorn als eigene Abteilung aus der Taufe gehoben, für die sportlichen Erfolge, sind auch zahlenmäßig längst in der Überhand.

Was die athletische Ausrichtung des Vereins anbelangt, hat sich innerhalb der RSG längst eine Wandlung vollzogen. Bei der ehemaligen Radsportgemeinschaft sorgen inzwischen die Triathleten, 1987 von Horst Wiedenhorn als eigene Abteilung aus der Taufe gehoben, für die sportlichen Erfolge, sind auch zahlenmäßig längst in der Überhand.

Bahnvierer 1976 mit Hans Lutz

Bahnvierer 1976 mit Hans Lutz

„Am Anfang hatten wir etwa 140 Radsportler – und rund 20 Triathleten“, sagt Klaus Scheele zu den späten Achtzigern, „heute ist es gerade andersrum.“ Viermal die Woche trainieren die aktuell rund 50 aktiven RSG-Triathleten, auf bis zu 50 Wettkämpfe mit 120 Starts kommen die Mitglieder des Vereins pro Jahr. Mit Erfolg: So wurde Ulrike Bäuerle 2017 deutsche Altersklassen-Meisterin auf der olympischen Distanz und 2018 Weltmeisterin und der Langdistanz; Ralf Schmäding holte 2018 den Europameistertitel in der Altersklasse über die Langdistanz im Triathlon.

Damit knüpfte das Duo an die Erfolgsgeschichte des Vereins an, in deren Fokus zunächst allerdings wie einst im Böblinger Haus geplant die Radsportler standen. Da waren etwa die Brüder Werner und Heinz Betz, Roland Weissinger und später der Sechstage-Spezialist Gerd Dörich, die für die RSG etliche Erfolge auf nationaler Ebene einfuhren.

Der Club wurde anfangs von Karl Link, dem Bahn-Olympiasieger von Tokio 1964, beraten – und hatte mit Hans Lutz bald sein eigenes Aushängeschild im Zeichen der fünf Ringe. So holte Lutz mit dem deutschen Bahn-Vierer 1976 auf dem olympischen Oval im kanadischen Montreal die Goldmedaille – und wurde zudem fünfmal Weltmeister.

Engagierte Böblinger Funktionäre

Rund ums Rad drehte sich einiges bei den Böblingern, bei denen der einstige Spediteur Volker Derichsweiler im Laufe der Jahre den Ehrenvorsitz übernehmen sollte. Der umtriebige Journalist Winfried Holtmann, später Chef des Stuttgarter Sechstagerennens und Gründer des Straßenteams Stuttgart, dem Vorgänger des Teams Telekom, hatte schon bei der Gründung 1972 hinter dem RSG-Chef Heinz Otto den zweiten Vorsitz übernommen – und sorgte in den Neunzigern etwa mit seiner Böblinger Runde für professionelles Radsport-Ambiente in der Kreisstadt.

Bei der RSG, die einst ein eigenes Bundesliga-Radteam betrieben hatte, hatte da allerdings schon der Niedergang eingesetzt. Denn das einst so ambitionierte Radsport-Konzept des Vereins wurde nun in aufstrebenden Profiteams gelebt, die allesamt Millionenetats in ihre Rennequipen steckten – zur Hochzeit des Profiradsports etwa beim Herrenberger Team Gerolsteiner. Dann sorgten die Dopingsünden im Peloton auch hier für das Aus.

Zwei Jahre nach der 1985 im Verein installierten Blindensport-Abteilung zunächst als drittes Standbein gegründet, rückten daher die Triathleten bei der RSG in den Fokus – und waren schnell erfolgreich. Neben guten Platzierungen gab es auch regelmäßig RSG-Teilnehmer beim Ironman auf Hawaii, darunter Dirk Heinert, Frank Muschalek, Günther Veith, Dieter Schmitt, Ralf Schmäding und Marcus Richardson.

Die Frauen unter Mäggi Wolf, Anette Bös und Anke Störmer waren damals regelmäßig bei baden-württembergischen Meisterschaften an der Spitze zu finden. 1996 schafften die RSG-Frauen den Sprung in die neugegründete Triathlon-Bundesliga, Anette Bös finishte ein Jahr später als 33. auf Hawaii.

Gemeinsames Radfahren am Wochenende

RSG 50 Jahre Geburtstagstorte

RSG 50 Jahre Geburtstagstorte

„Mit unserem Verein bringen wir seit 50 Jahren Menschen zusammen, die Freude am Radfahren,Triathlon und einfach an der Bewegung haben. Wir freuen uns gemeinsam an unserem Hobby. Neben dem Sport sind soziale Kontakte und gemeinsame Unternehmungen ebenfalls von großer Bedeutung“, sagt der RSG-Präsident Klaus Scheele: „Ob es das gemeinsame Radfahren am Wochenende, das Trainingslager für den nächsten Triathlon oder einfach nur das gesellige Beisammensein ist, bei uns ist für jeden etwas dabei. Wir freuen uns auf die nächsten 50 Jahre mit vielen alten und neuen Mitgliedern.“

Während die RSG auch den Böblinger Stadtlauf mitorganisiert, blieb das Vereinsleben auch während der Corona-Pandemie erhalten. „In dieser Zeit haben wir auch virtuell nacheinander geschaut – und den Kontakt gehalten, um uns gegenseitig zu pushen“, sagt RSG-Athletin Gabriele Frauenholz.

Und auch die Blindensportler innerhalb des Vereins sind weiter aktiv – unternehmen jeweils geführt von einem so genannten Piloten zwei- bis dreimal pro Woche eine Rad-Ausfahrt. „Wir möchten weitere blinde Menschen dazu animieren, sich uns anzuschließen“, sagt Klaus Scheele, was beweist: Bei der RSG drehen sich neben den Triathlon-Disziplinen Laufen und Schwimmen auch künftig die Räder schwungvoll weiter.

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Herbert

RSG Mitglied, Radtreff Organisator und Website-Admin bei RSG-Böblingen
Schwabe in den Besten Jahren 🙂