Ein Rad steht still
Die Zeit verrinnt
wir halten inne
etwas Neues beginnt
Wir werden unseren Ehrenvorsitzenden
Volker Derichsweiler
vermissen und ihn in guter Erinnerung behalten.
Unser Mitgefühl gilt seiner Familie
Artikel vom 05. Januar 2021 – Böblingen Kreiszeitung
Von Michael Stürm
BÖBLINGEN. Volker Derichsweiler war Unternehmer, Vereinsmensch, Bürgervertreter, Mäzen und gute Seele – einer, den man schlichtweg kannte in Böblingen. Jetzt ist er mit 82 Jahren kurz nach Weihnachten gestorben. Die Stadt hat ein Original verloren.
Alle Vereine aufzuzählen, alle Ämter zu nennen und alle Aktionen aufzulisten, die mit dem Namen Volker Derichsweiler verbunden sind, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Der Mann mit der stattlichen Statur und dem markanten Kinnbart, war überall zur Stelle, wo man ihn brauchte.
Bisweilen hatte man den Eindruck, seine Spedition, die er im Jahr 1975 in Sindelfingen gründete, sei nur Nebensache. Doch das erfolgreiche Unternehmen und die Familie waren die Keimzelle, aus der Derichsweiler seine Energie schöpfte. Und diese reichte weit: Denn gesellschaftliches Engagement bedeutet für Volker Derichsweiler Einsatz auf allen Ebenen.
Von 1987 bis 2004 saß er für die CDU im Gemeinderat, von 1994 bis 1999 auch im Kreistag. Unvergessen sind die Momente, wenn es „Deri“, wie ihn alle nannten, nicht passte, was da im Ratsrund gerade abging. Dann wartete er nicht lange, bis er gefragt wurde, sondern ließ seine kernige Stimme wirken. Geraderaus und direkt. In diesem Moment konnte es schon mal kurz ungemütlich werden in den CDU-Reihen – polternd, aber nie verletzend oder respektlos, machte er seinem Unmut kurzerhand Luft. Denn Volker Derichsweiler trug unter der rauen Schale des barocken Konservativen immer ein großes Herz, das seine Mission lenkte.
Die galt stets denjenigen, denen es weniger gut ging als dem Unternehmer und Selfmade-Mann Derichsweiler. Daher war es keine Frage, als die Stadt im Jahr 2005 eine Bürgerstiftung aus der Taufe hob, dass Volker Derichsweiler zu den Gründungsstiftern gehörte. Selbstverständlich war es auch, dass „Deri“ seine orangenen Laster startete, wann immer es um die gute Sache ging: Hilfstransporte ins russische Jaroslaw fahren, tonnenweise Mangos für die jährliche Spendenaktion des Kirchenbezirks vom Pariser Flughafen abholen oder die Suppe für das Aschermittwochs-Fischsuppenessen transportieren? Kein Problem: Volker Derichsweiler stellte Fahrer und Fahrzeuge und setzte sich im Zweifelsfall auch selbst hinter das Lenkrad.
Jagd-Leidenschaft und Posten als Tierschutzbund-Chef vereint
Bereits Anfang der 1970er-Jahre entdeckte er den Radsport als Betätigungsfeld. Nicht auf dem Sattel, aber als engagierter Vorsitzender sorgte er ab 1974 zehn Jahre lang dafür, dass die RSG Böblingen in der Stadt zu einer Nummer im Sport wurde. Dass er auch bereit war, sich für seine Sache mit vollem Einsatz zu verkämpfen, wenn der Gegenwind eisig bläst, bewies Volker Derichsweiler als langjähriger Vorsitzender des Tierschutzbundes im Kreis. Als passionierter Jäger war er vielen Mitgliedern ein Dorn im Auge und Ziel teils heftiger Anfeindungen. Für Derichsweiler nie Grund aufzugeben. Als eifriger Spendensammler kümmerte er sich in den 1990er Jahren mit großem Einsatz dafür, dass herrenlose Tiere im Kreis nicht vergessen werden.
Stadtkapelle, Liederkranz, Hegering sind nur einige weitere Vereine, für die „Deri“ mehr als nur Mitglied war. Aber auch denen gegenüber, die ihn nicht auf der Mitgliedsliste führten, zeigte sich der Mann mit dem rustikalen Auftreten stets großzügig. „Wieviel brauchst Du?“, erzählt ein langjähriger Weggefährte, habe stets die Frage von Volker Derichsweiler gelautet, wenn es um einen Spendenbeitrag ging. Das „Wofür“ war für den gebürtigen Tübinger zweitrangig. Für sein vielfältiges Engagement erhielt Volker Derichsweiler das Bundesverdienstkreuz und die Ehrenplakette in Silber der Stadt Böblingen.
Ein großes Herz für andere zu besitzen, war aber nur die eine Seite von Volker Derichsweiler. Ohne Menschen um sich herum, ohne Feste, ohne Geselligkeit wäre „Deri“ nicht glücklich gewesen. Neben der Familie, seiner Firma und seiner Jagd gab es stets die gemütliche Enge in der „Kanne“, das Bier bei „Rada“ am Marktplatz und den einen oder anderen Böblinger Stammtisch, an dem „Deri“ nicht fehlen durfte.
Seinen Abschied wünschte sich Volker Derichsweiler hingegen in aller Ruhe und Bescheidenheit. Die Beerdigung fand am Montag im engsten Kreis der Familie statt.
Artikel mit freundlicher Genehmigung der Kreiszeitung Böblingen auf unsere Web-Site übernommen.
Herbert
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