OstseeMan 2009

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02.08.2009

Atha’s erste Triathlon-Langdistanz (3,8km-180km-42,2km), Glücksburg, ~10km oberhalb von Flensburg, ist der Austragungsort.

Ostseeman 2009

Ostseeman 2009

Der Ostseeman ist eine von 6 oder 7 Ironman-Distanzen in Deutschland. Und die einzige mit einem Schwimmkurs im Meer! Das macht’s zusätzlich zu etwas besonderem.

Seit ich das erste Mal vom Original-Ironman auf Hawaii gehört bzw. gelesen hatte, – oder hatte ich das gar gesehen? In den 80ern gab es eine Magnum-Folge, in welcher es u.a. auch darum ging! – wollte ich das selber machen.

Mich faszinierte sowohl die Landschaft als auch die Anstrengung einer solchen körperlichen und mentalen Herausforderung.

Nun ja, und obwohl ich doch seit den frühen 80ern selber laufe, war mein erster Wettkampf der Halbmarathon 1997 oder 98 in Stuttgart. Der erste Marathon dann 2005. Und den zu meistern ist bekanntlich die Voraussetzung für den Ironman. 2007 folgten dann die ersten Versuche über die Kurz- und Mitteldistanz.

Und nun 2009 sollte es soweit: Ironman-Distanz!
So, genug sinniert, ab in media res.

Freitag früh nach knapp 4 Stunden Schlaf ging es los. Der Radkoffer samt Gepäck ward bereits am Vorabend Check-in abgegeben worden, sodass wir nicht hetzen mussten früh morgens.

Von Hamburg aus ging es dann noch mal fast 170km weiter in den Norden und gleich zur Registrierung, dann frühstücken und ab in die Ferienwohnung (5km vom Start weg), Rad zusammengebaut und zur Mittagsruhe begeben.

Dann bin ich am frühen Nachmittag die Rundstrecke (30km) einmal komplett abgefahren und konnte mir so ein Bild von der Strecke machen: wellig, einige kurze und längere Anstiege, manche auch knackig, insgesamt auch viele Kurven, die ein entsprechendes abbremsen verlangten.

Abends dann zur Pastaparty, hinterher fernsehen und irgendwann einschlafen.

Morgens dann gegen 11:00 frühstücken und dann um 12:00 zur Wettkampfbesprechung. Nach dieser fragte ich den Oberkampfrichter, ob ein Neo getragen werden müsse, er grinst mich an und meint, „wenn Ihnen 16,6°C nicht zu kalt sind“! 1. Schock, ich hatte mit 18 oder 19°C gerechnet. Aber zumindest stand es mir frei, einen Neo zu tragen oder auch nicht.

Hinterher sind wir in den Bereich der Wechselzone und haben uns die Location und die Wechselbereiche angeschaut. Dann ab ins Meer, was gerade mal 50m von der Wechselzone ist.

2. Schock: weiße Quallen im Wasser und zwar jede Menge und alle Größen. Shit! Egal, dafür war die See wenigstens ruhig. Shorty an und ab ins Wasser.

3. Schock: eiskalt! Nach 20m schmerzt schon mein Gesicht von der Kälte. Ich mach noch ein paar Züge und teste, ob ich atmen kann und verlasse halb frustriert die See!

Ab nach Hause und zur Mittagsruhe. Um 17:00 rum radle ich zum Bike-Check-in und schau mir noch mal alles genau an. Dann geht’s zum Abendessen (Pizza) und gegen 22:30 ins Bett. 03:00 ist aufstehen und frühstücken geplant.

Natürlich habe ich kein Auge zugemacht, immer nur etwas gedöst, aber keinen richtigen Schlaf gefunden, obwohl mich nichts speziellen wach gehalten hat. Aber natürlich habe ich mir insgesamt nun doch etwas Sorgen ums Schwimmen gemacht: Quallen, Shorty, Kälte. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Zudem musste ich nun ja auch meine komplette Wechselstrategie (zumindest swim/bike) ändern. Im Shorty kann ich nur mit Badehose schwimmen, sodass ich meinen Suit, erst hinterher anziehen wollte (und dann ohne Badehose/ Unterwäsche). Die ganzen Wechselbeutel und Riegel und so hatte ich vorm Schlafengehen vorbereitet.

Also gut, aufstehen, Morgentoilette, frühstücken (3 weiße Brötchen mit Butter und Käse/Honig, dazu einen Kaffee). Dann noch mal hingelegt bis 04:45 und dann waren wir um 06:05 zur Oberarm- beschriftung und Beuteldeponierung. Die freien Körperstellen dann noch mit Melkfett eingerieben (soll gegen die Kälte und die Quallen schützen) und um 0650 ab an den Strand in den Startbereich. Dort bemerkte ich zu meiner Beruhigung, dass von den knapp 700 Startern doch noch eine Handvoll mit Shortys rumstand.

Ok, jetzt wird es ernst, nochmals konzentrieren, durchatmen und lockern.

Kurz vorm Start schwebte dann noch ein Hubschrauber ein paar Meter über der See etwa 80m vorm Strand und dann fiel der Startschuss.

Alle laufen los, manche gehen, so wie ich und waten ins Meer, der Strandab -schnitt ist sehr flach und die ersten 50-80m oder so kann man stehen und das Wasser reicht grad mal bis zur Hüfte. Nach 20-30m geht’s bei mir kopfüber ins Wasser und los geht’s. Frisch und kühl aber nicht ganz so kalt, vielleicht 17 oder 18°C.

Das Feld zieht sich, aber dennoch fallen Tritte und kurz gibt’s gar einen Stau bis wir alle um den Steg nach draußen kommen. Nach 300m dann der erste Quallen-Kontakt, aber folgenlos. Ich muss mich zwingen auf meine Atmung und die Vorderleute zu achten und weniger auf die Quallen. Das klappt dann auch nur, weil es immer mehr Quallen werden und ich eh nichts machen kann.

Die Strecke bis zur ersten Boje zieht sich in die Länge und ich komme langsam in einen gewissen Rhythmus. Erst nach der zweiten Boje ist das Feld um mich herum ausgedünnt und es gibt keine Tritte mehr (die Bilanz 1:10 für mich, ich habe mehr ausgeteilt als eingesteckt 😉 .

Nach knapp der ersten Hälfte bemerke ich die Kälte: Füße und Hände sind fast taub! Ich beginne während der Armbewegung meine Finger zu bewegen und sie so ein wenig zu durchbluten. Mit den Zehen und den Füssen klappt dies leider nicht, da sich meine Waden melden und mir einen Krampf ankündigen, sollte ich so weitermachen.

Also muss ich taube Füße hinnehmen und weitermachen. Als Folge forciere ich ein wenig das Tempo, denn nur so komme ich früher aus diesem kalten Wasser. Tja, und nun geht es los, meine Füße fangen an zu kribbeln, als ob Strom über ihnen geleitet würde. Kein schönes Gefühl, unangenehm und teilweise schmerzhaft. Die Hände und Finger inzwischen auch völlig taub, da das Bewegen zuviel kraft kostet. Aber wenigstens sind die Quallen auf der zweiten Runde wesentlich geringer in der Anzahl. Dafür habe ich aber auch mal Gesichtskontakt mit zweien, auch folgenlos.

Ostseeman Schwimmen

Ostseeman Schwimmen

Das Ziel, endlich! Nach 1.19.25 komme ich aus dem Wasser und spüre den Sand kaum. Meine Füße sind taub. Unter 1.30 war mein erklärtes Ziel. Ich schnappe mir mit meinen klammen und tauben Händen meinen Beutel am Strand und ab ins Wechselzelt und umziehen.

Meine rechte Schulter und Achsel brennen. Shit! Die Quallen? Oder der Shorty? Keine Zeit zu schauen. Shorty aus, Badehose aus, Suit an, Füße vom Sand säubern, Socken und Schuhe an, Schulter und Achsel mit Melkfett eingecremt und ab ans Rad.

Bis zum Startbalken sind es grad mal 30m oder so und los geht es.

Einziges Manko bei dieser Veranstaltung: beide Wechselzeiten werden zum Radsplit gerechnet. Egal, hinterher weiß ich, der Wechsel hat mich ganze 7.05min gekostet. Katastrophal!

Meine Taktik auf dem Rad, mich nicht verschießen. Ich habe durchweg das Gefühl, schneller zu können, muss mich aber dauernd zwingen, langsam zu machen. Das Rad wird über den Erfolg entscheiden.

Nach jeder Runde nehme ich einen Powerbar-Riegel zu mir und eine Flasche Iso von den Verpflegungsständen (2 pro Runde).

In der 4. Runde befällt eine Art Schwellung/Lähmung meinen linken Fuß (hatte ich im Training auch mal und so wusste ich zumindest was es war). Sehr schmerzhaft, ich kann kaum noch Druck aufs Pedal bringen. Shit, was soll denn das nun wieder. Schmerzen kommen, Schmerzen gehen (meine neue Devise)! Ich ignoriere sie und versuche mich zu konzentrieren. Nach knapp 8km ist der Spuk vorbei! Zum Glück.

Kurz vor Ende einer jeden Runde ist ein knackiger Anstieg über 300-400m oder so, direkt durch ein Spalier von kreischenden Menschen (drunter auch Susi mit meinem Tiger-Schild).

Ostseeman Radfahren

Ostseeman Radfahren

Geiles Tour de France-Feeling. Ich bin da jedes Mal aus dem Sattel und da hochgeschossen als ob’s kein Morgen gebe.

Meine Rad-Runden-Splits: 56.27/55/55.15/56.18/56.58/59.02 und in Summe 5.38.27h bei einem Schnitt von 32,1! Ein 30er-Schnitt war mein erklärtes Ziel.

In den letzten beiden Runden frischte der Wind kräftig auf, war aber nicht so schlimm, wie ich ihn eigentlich von Anfang erwartet hatte. Ebenso war auch die See relativ ruhig gewesen, da haben die Triathleten in Glücksburg schon anderes erlebt gehabt. Auch die Temperaturen waren mit 23-25°C erträglich und der kurze, leichte Regenschauer in der letzten Runde eher erfrischender als erschwerender.

Das Rad wurde mir an der Wechselzone abgenommen, sodass ich mich ganz auf den Wechsel konzentrieren konnte. Und auch dort waren hilfreiche Hände zugange. Dieser Wechsel ging nun schneller vonstatten, sodass ich nach 2.23min auf der Laufstrecke war.

Ich war jetzt bei einer Gesamtzeit von knapp 7.10h, mein geheimes Sub12-Ziel schien erreichbar.

Allerdings fing das Abenteuer Langdistanz erst jetzt wirklich an. Mein Ziel waren 4, max. 4.30h zu laufen. Meine Runden-Zeiten: 47.10/52.31/54.24/57.23/58.05 macht in Summe 4.30.02h!

Auf den ersten beiden Runden war ich auf 4er-Kurs, aber ich spürte meine Oberschenkel vorne und hinten, als ob sie krampfen wollten. Also habe ich sie dauernd mit kaltem Wasser gekühlt und Tempo raus genommen.

In der zweiten Runde musste ich für über 4min auf der Toilette verschwinden, aber es ging nicht anders. Und das hat nicht nur Zeit, sondern auch Kraft gekostet, denn dieses Campingplatz-WC war so klein und eng, dass ich fast in die Schüssel gefallen wäre.

In der ersten Runde schmerzten mir plötzlich die Zehen meines rechten Fußes als ob ich sie mir gebrochen hätte. Ich änderte ein wenig mein Abrollverhalten und prompt schmerzte auch mein rechtes Knie. Aber, Schmerzen kommen, Schmerzen gehen! Und so war auch das bald behoben.

Jede Runde endete/begann an der Wechselzone am Jachthafen gelegen. Da war Mega-Stimmung und erneut Tour-Feeling, allerdings auch der Zielkanal, in den zum Glück erst nach zweiten und vermehrt nach dritten und vierten meiner Runde Athleten einliefen.

Ein Problem bestand in der Energieversorgung während des Laufens. Ich trank zwar abwechselnd Cola und Iso aber das würde zu wenig sein. Und Riegel während des Laufs liegen mir nicht, also hatte ich etwas völlig neues vor, was ich vorher so auch noch nicht ausprobiert hatte. Dies barg ein gewisses Risiko.

Susi reichte mir nach jeder Runde an der Wechselzone ein Solero-Eis. Auf dem folgendem km (solange dauerte es bis ich es verputz hatte) war ich eine Attraktion auf der Laufstrecke. Insgesamt aß ich so 3 Stück, nur auf der letzten Runde verzichtete ich drauf und konzentrierte mich völlig auf das anstehende Finish.

In der vorletzten Runde versetzte ich mich schon ein wenig in Finish-Euphorie, und in der letzten, nachdem mir die Zieluhr 10.40h zeigte, war mir klar, ich finishe unter 11.40h und so war ich entsprechend euphorisch.

Ich hätte auf den beiden letzten Runden und v.a. auf der letzten schneller laufen können, aber a) wollte ich kein Risiko eingehen und b) war ich auch so zufrieden.

Und dann kam der Zielkanal-Einlauf und das Tour-Feeling, fast wären Freuden- tränen aus mir herausgesprudelt. Die letzten Meter waren einfach nur super-geil. Ein tolles Gefühl! Ich war so sehr von dem Finish-Gefühl überwältigt, dass ich Susi nur am Rande wahrnahm und nicht in der Lage war, kurz anzuhalten (wie sonst) und ihr einen Kuss zu geben!

Endzeit: 11.38.52h! Sub12!

Hinterher gab’s 2 alkoholfreie Bier und ein paar Schnitze Wassermelone. Etwas anderes ging nicht. Dann ging es für 30min oder so ins Thermalbad. Und dann gegen später zum Essen.

Ostseeman Finisher!

Ostseeman Finisher!

Meine Oberschenkel waren dem Platzen nahe. Treppen rauf ging irgendwie, aber runter. Keine Ahnung wie das geschafft habe.

Am Montag war’s nicht besser. Treppe runter war die Hölle. Dienstag dann die Besserung, sodass ich schwimmen gehen konnte. Abends ging’s die Treppen dann schon wesentlich lockerer runter. Mittwoch und Donnerstag war ich dann auch schon wieder locker laufen.

Aber bereits am Montag wollte ich mich für’s nächste Jahr erneut an die Ostsee melden. Dennoch habe ich in Roth nachgeschaut und gesehen, hey, ich könnte da als Grieche starten. Also fragte ich an und es hat geklappt.

18.07.2010 geht es nach Roth! Und 2011 vielleicht Lanzerote? Wie schaut’s aus Jörg, bist du dabei?

Naja, nun haben wir Donnerstag und obwohl ich mir das am Sonntag und Montag nicht vorstellen konnte, ertappe ich mich nun dabei, ob ich nicht doch noch diese Saison einen drauflegen könnte! Brutal oder?

Aber irgendwie fühle ich mich a) gut drauf und b) will ich auf dieses geile Gefühl nicht ein ganzes Jahr warten müssen! Mal schauen!

Ziel 2010: Sub11! Schwimmen 1.10h, Rad 5.30h, Marathon dabei unter 4h!

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Herbert

RSG Mitglied, Radtreff Organisator und Website-Admin bei RSG-Böblingen
Schwabe in den Besten Jahren 🙂